Wir bei den Erzeugern vor Ort

Rundreise in die Anbauregion Apulien, Italien

Juni 2019 – Woher kommen die Produkte der rollenden Gemüsekiste eigentlich genau? Wie arbeiten die Betriebe und Produzenten vor Ort? Welche Personen stehen hinter den Bio-Produkten? Unser Einkäufer David Hörmann war unterwegs in Süditalien und besuchte Betriebe in Apulien.

Mit unseren regionalen Lieferanten stehen wir tagtäglich in engem Kontakt, mit einem Großteil davon arbeiten wir schon seit Jahrzehnten zusammen. Doch auch bei den Produzenten im Ausland ist es uns wichtig, uns selbst ein Bild vor Ort zu machen: Wir wollen uns über deren Anbau- und Produktionsweise informieren und die Menschen dahinter kennen lernen. Deshalb besuchen wir die Biobetriebe immer wieder persönlich.

Unser Mitarbeiter aus dem Einkauf, David Hörmann, war Ende Juni 2019 unterwegs in Italien. Genauer gesagt führte ihn die Reise nach Apulien, einer Region in Südost-Italien, sozusagen dem Absatz des italienischen Stiefels. Das Klima in Apulien ist begünstigt durch die Lage am Meer: Heiß und trocken im Sommer und mild im Winter, findet man dort vor allem Weinberge und Olivenhaine. In den fruchtbaren Küstenebenen bauen viele Landwirte auch Obst- und Gemüsesorten an. Unser Bio-Großhändler Appenweier Frische GmbH aus Göttingen organisierte diese Reise, bei der noch zehn andere Teilnehmer aus Lieferservice, Landwirtschaft und Handel mit dabei waren. Insgesamt wurden fünf Betriebe besichtigt, vom kleinen Familienbetrieb bis zur großen Produzentengemeinschaft für Biolebensmittel.

 

Ein traditioneller Familienbetrieb: La Antica Enotria

Zum Start der Rundreise wurde der traditionelle Familienbetrieb „La Antica Enotria“ in der Nähe der Stadt Foggia besichtigt. Luigi Di Tuccio, der den Betrieb mittlerweile von seinem Vater Raffaele übernommen hat, empfing die Gruppe. Die Manufaktur baut vor allem Tomaten, Oliven und Weintrauben an, um daraus die eigenen Produkte herzustellen. Aus den Oliven wird Olivenöl gewonnen, welches dann zum Einlegen der Tomaten, Oliven, Artischocken und Auberginen genutzt wird.  Aus den Weintrauben produziert die Familie hervorragende Weine. Außerdem werden auch Tomatensaucen hergestellt.
Um sich von der Qualität der Produkte zu überzeugen, erhielten die Besucher natürlich eine Verköstigung der Produkte. Hier waren sich alle einig, dass Luigi und sein Team überzeugende Arbeit leisten und geschmacklich hervorragende Produkte anbieten.

 

Gemüsefeinkost und aromatische Tomaten: Prima Bio

Der zweite Besuch führte die Gruppe zu „Prima Bio“, einer Manufaktur für Tomatenprodukte und Gemüsefeinkost. Das Gemüse, das sie bei Prima Bio einlegen, ziehen sie selbst zu Jungpflanzen heran: Brokkoli, Zucchini, Spargel und vor allem Tomaten. Das beliebte italienische Fruchtgemüse wird bei Prima Bio zu allen möglichen Variationen verarbeitet – eingelegt, passiert oder als fertige Sauce. Das intensive Tomatenaroma macht ihre Produkte so besonders. Aus der Milch der Schafe und Ziegen, die auf dem Hof leben, stellen sie außerdem eigenen Käse her.

Bei Prima Bio werden die Jungpflanzen selbst herangezogen.
Unser Einkäufer David (rechts) mit Toni Romanazzi sen. 
Messung von Wasserdurchfluss
Toni Romanazzi (links) baut seine Trauben aus Überzeugung biologisch an. 
Die Trauben reifen im warmen und sonnigen Klima Apuliens. 
Natürliche Barriere für Schädlinge

Fortschrittliche Methoden und sorgfältige Handarbeit: Obst- und Gemüseanbau Romanazzi

Weiter ging es zum Betrieb der Familie Romanazzi. Hier werden neben Blumenkohl und Romanesco Obstsorten wie Orangen, Clementinen und Trauben angebaut. Jedes Familienmitglied ist für einen eigenen Anbaubereich zuständig. Toni Romanazzi gehört zu den Innovativsten seiner Branche: Er ist ständig auf der Suche nach neuen Methoden, wie er sein Obst und Gemüse auf ökologische Weise noch besser machen kann. Dabei arbeitet er auch mit Forschungseinrichtungen zusammen. An seinen Traubenstöcken beispielsweise misst er deren Wasserdurchfluss, um das optimale Gleichgewicht von Verdunstung und Wasserverbrauch zu ermitteln. Trotz der fortschrittlichen Projekte wird in dem Familienbetrieb noch großen Wert auf Handarbeit gelegt. Die Traubenstöcke werden einzeln von Hand zugeschnitten und gepflegt, was unseren Mitarbeiter David sehr beeindruckt hat. Und manchmal ist weniger auch mehr: Gegen Schädlinge, die die Trauben angreifen, verwendet er eine ganz natürliche Barriere. Eine Art Wolle wird um die Äste gewickelt, in der sich die Käfer verfangen, bevor sie die Früchte erreichen können. Die sonnengereiften Trauben der Familie Romanazzi gibt es zur Erntezeit auch bei der rollenden Gemüsekiste im Sortiment.

Wachsende Produzentengemeinschaft für Bio-Produkte: Jonica

Das Mittagessen mit anschließender Feldbesichtigung fand mit Jonica statt, einer Produzentengemeinschaft aus über 50 Bio-Erzeugern in Apulien. Die Landwirte organisieren alles selbst und sind Anteilseigner des stark wachsenden Verbands. Dabei profitieren alle von der gemeinsamen Organisation und der Vermarktung unter dem Namen JonicaBio.

 

Pasta aus Hartweizengrieß: Oro Bio

Der letzte Betrieb der Rundreise war ein kleines Unternehmen, das sich der Leibspeise der (nicht nur) Italiener gewidmet hat: Die Pasta-Manufaktur „Oro Bio“ in Altamura stellt Nudeln auf die traditionelle italienische Art her. Es wird dabei kein Mehl verwendet, was die Nudeln leichter bekömmlich macht. Die Geschäftsführerin selbst liebt Pasta, hatte aber immer mit Unverträglichkeiten zu kämpfen. Die Pasta von Oro Bio ist frei von Mykotoxinen (entsteht aus einem Pilz an Weizenkörnern), die oft der Auslöser für Unverträglichkeiten sind. David Hörmann war vom guten Geschmack der Pasta überzeugt: Sogar die Sauce würde dort viel besser haften als bei herkömmlichen Nudeln.

 

Spürbare Leidenschaft für Bio-Produkte, aber oft fehlendes Verständnis von Seiten der Verbraucher

Die ansteckende Begeisterung für ihre Produkte, die Leidenschaft, mit der sie ihre Betriebe führen, und die hohe Qualität der Bio-Produkte waren es, die unseren Mitarbeiter auf dieser Reise besonders beeindruckt haben. Doch auch in Apulien haben die Landwirte mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Wer mit der Natur arbeitet, ist auch von der Witterung abhängig. Ist ein Jahr zu trocken und es wird weniger geerntet als geplant, steigen auch die Preise für die Produkte. Den Verbrauchern würde dafür jedoch oft das Verständnis fehlen. Einige der Erzeuger bemerkten auch, dass die Bio-Branche immer mehr zur optischen Perfektion gedrängt wird. Das Produkt sollte so aussehen wie auf dem Bild. Sie wünschen sich, dass Verbraucher wieder mehr für den Bio-Gedanken sensibilisiert werden, bei dem der rücksichtsvolle Umgang mit der Natur im Vordergrund steht, und nicht ein bestimmtes Schönheitsideal.